Tessa Ensler hat es geschafft: Sie hat sich aus dem Arbeitermilieu Liverpools ins schicke London hochgearbeitet. Hat sich im Jurastudium an der Elite-Uni gegen die Konkurrenz durchgesetzt und ist jetzt erfolgreiche Strafverteidigerin, spezialisiert auf die Verteidigung von Männern, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind. Tessa geht es dabei stets um die juristische Wahrheit: Akribisch und unnachgiebig prüft sie Zeugenaussagen, deckt Widersprüchlichkeiten auf und nimmt die Befragten ins knallharte Kreuzverhör. Im Zweifel für den Angeklagten, es gilt die Unschuldsvermutung. Doch dann erlebt Tessa selbst einen sexuellen Übergriff und lernt das Gesetz notgedrungen von einer anderen Seite kennen. Wie gerecht ist unsere Rechtsordnung? Wen schützt sie und wen nicht? Autorin Suzie Miller, die selbst jahrelang als Strafverteidigerin im Bereich Sexualdelikte tätig war, fragt in ihrem Monodrama eindringlich nach den Schwachstellen eines immer noch von struktureller Ungleichheit geprägten Systems.
Quelle: Die Theater Chemnitz