Auf der einen Seite steht der rachsüchtige, von Narben gezeichnete, einbeinige Mensch in Gestalt von Kapitän Ahab, auf der anderen Seite der geisterhafte Wal, jene Personifizierung der stummen und mächtigen Naturgewalt. Einmal sind sie sich begegnet, das ging für Ahab nicht gut aus. Und während das Schiff, die Pequod, noch ruhig im Hafen liegt und auf eine neue Besatzung wartet, schmiedet Ahab bereits gefährliche Pläne, um der Bestie zu Leibe zu rücken. Und was als gewöhnliche Walfangfahrt beginnt, wird unter der Herrschaft des besessenen Kapitäns zu einer Odyssee, in der es um nichts Geringeres als das Leben, den Tod und das gesamte Dasein einer Besatzung geht. Herman Melvilles 1851 erschienener Roman ist längst zu einem modernen Mythos geworden. Inspiriert vom Alten Testament, den archaischen Stoffen eines William Shakespeares und den Geschehnissen seiner Epoche liefert Melville einen monströsen Roman, der bis heute ein gültiges Bild von der Verfassung einer Zivilisation zeigt. Einer Zivilisation, die im Vertrauen auf die menschliche Erfindungsgabe und die unbedingte Willenskraft beständig Gefahr läuft, Opfer der eigenen faschistoiden Hybris zu werden.
Quelle: Die Theater Chemnitz